Grundlagen zur neuen DIN 18534

 
 

Anhand eines Gebäudeschnittes lässt sich die Neugliederung der Normenteile und die Zuordnung der abzudichtenden Bauteile einfach erläutern (siehe oben). Entscheidend für das Fliesen- und Platten-Gewerk ist, dass die Verbundabdichtungen mit der Einarbeitung in dieses Normenwerk (DIN 18534, Teil 3) den Status einer Normabdichtung erhalten hat.

 

Nachfolgend finden Sie eine Übersicht der früheren Feuchtigkeitsbeanspruchungsklassen zu den neu in kraft tretenden Wassereinwirkungsklassen. Dies wird zukünftig die Planung als auch die Ausführung erleichtern.

 

 

Entwicklung der Feuchtigkeitsbeanspruchungsklassen (FBK) und die neuen Wassereinwirkungsklassen (W)

 

 

 

20 Fragen und Antworten zur DIN 18534

 

1.    Welche Abdichtungsnormen ersetzen ab Juli 2017 die bisherige DIN 18195 Bauwerksabdichtung?

 

o        DIN 18531, Abdichtung von Dächern

 

o        DIN 18532, Abdichtungen von Verkehrsflächen

 

o        DIN 18533, Erdberührte Flächen

 

o        DIN 18534, Abdichtung von Innenräumen

 

o        DIN 18535, Abdichtungen Behälter Becken

 

 

2.     Welchen Anwendungsbereich regelt DIN 18534, Teil 1?

 

Durch Brauch- und Reinigungswasser beanspruchte Flächen, z.B.

 

o        Badezimmer, Duschanlagen

 

o        Schwimmbeckenumgänge

 

o        Gewerbliche genutzte Küchen

 

o        Produktions- und Gewerbeflächen

 

 

3.     Welche Wassereinwirklassen werden in DIN 18534, Teil 1 definiert?

 

Wassereinwirkungsklassen

 

o        W0-I gering

 

o        W1-I mäßig

 

o        W2-I hoch

 

o        W3-I sehr hoch

 

 

4.     Welcher Wassereinwirkungsklasse wird das häusliche Badezimmer mit Duschtasse und Badewanne zugeordnet?

 

Außerhalb der Badewannen und Duschtassen kann max. eine Spritzwasserbeanspruchung auftreten. Deshalb werden diese Bereiche der Wassereinwirkungsklasse W1-I zugeordnet. Dies betrifft auch Bodenflächen außerhalb von Duschen mit Bodenabläufen im Raum.

 

 

5.     Welcher Wassereinwirkungsklasse werden bodengleiche Duschen zugeordnet?

 

Der eigentliche Bereich einer bodengleichen Dusche mit Duschabtrennung oder bei offenen bodengleichen Duschen inkl. der gesamten Bodenfläche werden der Wassereinwirkungsklasse W2-I – dies bedeutet hoher Wassereinwirkung – zugeordnet.

 

 

6.     Welcher Wassereinwirkungsklasse sind Flächen im Bereich von Schwimmbeckenumgängen, Duschanlagen, Sportstätten, Gewerbliche Küchen, Wäschereien, Brauereien etc. zuzuordnen?

 

Flächen im Bereich von Schwimmbeckenumgängen, Duschanlagen, Sportstätten, gewerblichen Küchen, Wäschereien, Brauereien sind der Wassereinwirkungsklasse W3-I, sehr hoch – dies bedeutet, Flächen mit sehr häufiger und langanhaltender Einwirkung aus Spritz- und/oder Brauchwasser und/oder Wasser aus intensiven Reinigungsverfahren – zuzuordnen.

 

 

7.     Welche Abdichtungsuntergründe sind bei den Wassereinwirkungsklassen W0-I und W1-I zulässig?

 

Für die Wassereinwirkungsklasse W0-I und W1–I sind auch feuchteempfindliche Untergründe zulässig.

 

o        Gips- und Gipskalkputze nach DIN EN 13279-1

 

o        Gips-Wandbauplatten nach DIN EN 12859

 

o        Gipsplatten mit Vliesarmierung nach DIN EN 15283-1

 

o        Gipsfaserplatten nach DIN EN 15283-2

 

o        Gipsplatten nach DIN 18180 bzw. DIN EN 520

 

o        Calciumsulfatgebundene Estriche nach DIN EN 13813

 

 

8.     Welche Abdichtungsuntergründe sind bei den Wassereinwirkklassen W2-I und W3-I zugelassen?

 

Für die Wassereinwirkungsklassen W2-I und W3-I sind nur feuchteunempfindliche Untergründe zugelassen.

 

o        Beton nach DIN EN 1992

 

o        Kalkzementputz der Mörtelgruppe CS II/III nach DIN EN 998-1

 

o        Zementputz der Mörtelgruppe CS IV nach DIN EN 998-1

 

o        Hohlwandplatten aus Leichtbeton nach DIN 18148

 

o        Zementgebundene mineralische Bauplatten

 

o        Porenbeton-Bauplatte nach DIN 4166

 

o        Zementestrich

 

o        Verbundelemente aus expandiertem oder extrudiertem

 

Polystyrol mit Mörtelbeschichtung und Gewebearmierung

 

 

9.     Welche Rissklassen der Abdichtungsuntergründe werden in DIN 18534, Teil 1, geregelt?

 

Rissklassen der Abdichtungsuntergründe werden unterteilt in

 

o        R1-I (bis ca. 0,2 mm); z.B. Stahlbeton, Estriche, Mauerwerk, Putze, starre Fuge zwischen Gipskarton-/Gipsfaserplatten

 

o        R2-I (bis ca. 0,5 mm); z.B. Fugen von großformatigem Mauerwerk

 

o        R3-I (bis ca. 1,0 mm + Rissversatz bis ca. 0,5 mm); z.B. Aufstandsfugen von Mauerwerk, Materialübergänge

 

 

10.Wie hoch müssen Bodenabdichtungen im Wandbereich hochgeführt werden?

 

Werden lediglich Bodenflächen in Badezimmern und Nassräumen abgedichtet, ist die Abdichtung mindestens 5 cm über Oberkante Fertigfußboden hochzuführen.

 

 

11.Welche Anforderungen werden an die Abdichtungen von Bereichen unter oder hinter Badewannen und Duschtassen gestellt?

 

Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, die Abdichtung unter und hinter der Wanne weiter- und durchzuführen und an die Flächenabdichtung des Bodens anzuschließen. Alternativ können Wannenrandabdichtungsbänder an die Flächenabdichtung der Wand angeschlossen werden.

 

 

12.Welche Fliesenverbundabdichtungsstoffe werden in DIN 18534, Teil 3, geregelt?

 

Flüssig zu verarbeitende Fliesenverbundabdichtungen (AIV-F) müssen aus folgenden Werkstoffgruppen bestehen:

 

o        Polymerdispersionen (DM)

 

o        Rissüberbrückende, mineralische Dichtungsschlämmen MDS (CM)

 

o        Reaktionsharze (RM)

 

 

13.Bei welchen Wassereinwirkungsklassen dürfen Polymerdispersionen (AIV F) (DM) eingesetzt werden?

 

o        W0-I Wand- und Boden

 

o        W1-I Wand und Boden

 

o        W2-I nur im Wandbereich

 

o        W3-I keine Anwendung

 

 

14.Können Fliesenverbundabdichtungen (AIV-F) auch direkt genutzt werden?

 

DIN 18534, Teil 3, sieht für Fliesenbundabdichtungen generell Nutzschichten, z.B. aus

 

o        keramischen Fliesen und Platten

 

o        Bodenklinkerplatten

 

o        Naturwerkstein

 

o        Betonwerkstein

 

o        Glas, Porzellan, Steinmosaik

 

vor. Eine direkte Nutzung der Abdichtung ohne Schutzschicht ist eine Sonderkonstruktion und nicht in dieser Norm geregelt.

 

 

15.Welche Anforderungen an die Eindichtung von Bodenabläufen werden in DIN 18534 gestellt?

 

Bei W0-I bis W2-I sind bei Fliesenverbundabdichtung AIV-F Flanschbreiten von ≥ 30 mm erforderlich. Die Eindichtung soll mit 2-komp. MDS oder Reaktionsharzen erfolgen.

 

16.Welche Schichtdicken werden für die Fliesenverbundabdichtungen AIV F in DIN 18534, Teil 3, geregelt?

 

o        Mindesttrockenschichtdicken: Polymerdispersionen: 0,5 mm

 

o        MDS: Rissüberbrückende Dichtungsschlämmen: 2 mm

 

o        RM Reaktionsharze: 1 mm

 

Hinweis: Die Mindesttrockenschichtdicke darf nicht unterschritten werden. Grundsätzlich sind AIV F immer in mindestens 2 Lagen aufzutragen.

 

 

17.Werden in DIN 18534, Teil 3, auch Dichtbandkomponenten geregelt?

 

Dichtbandkomponenten gehören generell zum Fliesenverbundabdichtungssystem und müssen im System geprüft werden. Die Überlappungsbreite der Bänder beträgt mind. 50 mm.

 

 

18.Müssen Polymerdispersionen (DM) zweifarbig aufgetragen werden?

 

Fliesenverbundabdichtungen müssen grundsätzlich in zwei Aufträgen aufgetragen werden. Bei Polymerdispersionen werden diese in unterschiedlichen Farben (Kontrast) ausgeführt.

 

 

19.Welche Anforderungen werden an die Schichtdickenkontrolle gestellt?

 

Die Einhaltung der Schichtdickenanforderung bei flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen (AIV-F) ist durch Verbrauchsmengenkontrollen und/oder Nassschichtdickenmesser sicherzustellen und mind. bei der Wassereinwirkungsklasse W3-I zu dokumentieren.

 

 

20.Welche Anforderungen werden an Fugen gestellt?

 

Die Abdichtungsschicht von AIV –F ist im Bereich von Fugen durch den Einbau von dehnfähigen Dichtbändern auszubilden, so dass die zu erwartenden Bewegungen aufgenommen werden können. Lage und Breite der Fugen ist in einem Fugenplan vom Planer vorzugeben.

 

 

Beispiele und Produkte zu typischen Wassereinwirkungsklassen nach DIN 18534

 

W0-I geringe Beanspruchung:

 

Flächen mit nicht häufiger Einwirkung aus Spritzwasser.

 

Untergründe müssen nicht abgedichtet werden, sofern wasserabweisende Oberflächen verwendet werden.

 

 

 

W1-I mäßige Beanspruchung:

 

Flächen mit häufiger Einwirkung aus Spritzwasser oder nicht häufiger Einwirkung aus Brauchwasser, ohne Intensivierung durch anstauendes Wasser.

 

Bodenflächen sind abzudichten. Wandflächen sind dann abzudichten, wenn feuchteempfindliche Untergründe vorhanden sind oder über nichtfeuchteempfindliche Untergründe Wasser in andere Bereiche gelangen kann.

 

 

 

W2-I hohe Beanspruchung:

 

Flächen mit häufiger Einwirkung aus Spritzwasser und/oder Brauchwasser, vor allem auf dem Boden zeitweise durch anstauendes Wasser intensiviert.

 

Die Abdichtung ist mind. 20 cm über die höchste Zapfstelle zu führen.

 

 

 

 

 

W3-I sehr hohe Beanspruchung:

 

Flächen mit sehr häufiger oder lang anhaltender Einwirkung aus Spritz- und/oder Brauchwasser und/oder Wasser aus intensiven Reinigungsverfahren, durch anstauendes Wasser intensiviert.

 

Bereiche, wo im Wesentlichen eine chemische Belastung in Form von Laugen und Säuren zu erwarten ist.