Anhand eines Gebäudeschnittes lässt sich die Neugliederung der Normenteile und die Zuordnung der abzudichtenden Bauteile einfach erläutern (siehe oben). Entscheidend für das Fliesen- und Platten-Gewerk ist, dass die Verbundabdichtungen mit der Einarbeitung in dieses Normenwerk (DIN 18534, Teil 3) den Status einer Normabdichtung erhalten hat.
Nachfolgend finden Sie eine Übersicht der früheren Feuchtigkeitsbeanspruchungsklassen zu den neu in kraft tretenden Wassereinwirkungsklassen. Dies wird zukünftig die Planung als auch die Ausführung erleichtern.
o DIN 18531, Abdichtung von Dächern
o DIN 18532, Abdichtungen von Verkehrsflächen
o DIN 18533, Erdberührte Flächen
o DIN 18534, Abdichtung von Innenräumen
o DIN 18535, Abdichtungen Behälter Becken
Durch Brauch- und Reinigungswasser beanspruchte Flächen, z.B.
o Badezimmer, Duschanlagen
o Schwimmbeckenumgänge
o Gewerbliche genutzte Küchen
o Produktions- und Gewerbeflächen
Wassereinwirkungsklassen
o W0-I gering
o W1-I mäßig
o W2-I hoch
o W3-I sehr hoch
Außerhalb der Badewannen und Duschtassen kann max. eine Spritzwasserbeanspruchung auftreten. Deshalb werden diese Bereiche der Wassereinwirkungsklasse W1-I zugeordnet. Dies betrifft auch Bodenflächen außerhalb von Duschen mit Bodenabläufen im Raum.
Der eigentliche Bereich einer bodengleichen Dusche mit Duschabtrennung oder bei offenen bodengleichen Duschen inkl. der gesamten Bodenfläche werden der Wassereinwirkungsklasse W2-I – dies bedeutet hoher Wassereinwirkung – zugeordnet.
Flächen im Bereich von Schwimmbeckenumgängen, Duschanlagen, Sportstätten, gewerblichen Küchen, Wäschereien, Brauereien sind der Wassereinwirkungsklasse W3-I, sehr hoch – dies bedeutet, Flächen mit sehr häufiger und langanhaltender Einwirkung aus Spritz- und/oder Brauchwasser und/oder Wasser aus intensiven Reinigungsverfahren – zuzuordnen.
Für die Wassereinwirkungsklasse W0-I und W1–I sind auch feuchteempfindliche Untergründe zulässig.
o Gips- und Gipskalkputze nach DIN EN 13279-1
o Gips-Wandbauplatten nach DIN EN 12859
o Gipsplatten mit Vliesarmierung nach DIN EN 15283-1
o Gipsfaserplatten nach DIN EN 15283-2
o Gipsplatten nach DIN 18180 bzw. DIN EN 520
o Calciumsulfatgebundene Estriche nach DIN EN 13813
Für die Wassereinwirkungsklassen W2-I und W3-I sind nur feuchteunempfindliche Untergründe zugelassen.
o Beton nach DIN EN 1992
o Kalkzementputz der Mörtelgruppe CS II/III nach DIN EN 998-1
o Zementputz der Mörtelgruppe CS IV nach DIN EN 998-1
o Hohlwandplatten aus Leichtbeton nach DIN 18148
o Zementgebundene mineralische Bauplatten
o Porenbeton-Bauplatte nach DIN 4166
o Verbundelemente aus expandiertem oder extrudiertem
Polystyrol mit Mörtelbeschichtung und Gewebearmierung
Rissklassen der Abdichtungsuntergründe werden unterteilt in
o R1-I (bis ca. 0,2 mm); z.B. Stahlbeton, Estriche, Mauerwerk, Putze, starre Fuge zwischen Gipskarton-/Gipsfaserplatten
o R2-I (bis ca. 0,5 mm); z.B. Fugen von großformatigem Mauerwerk
o R3-I (bis ca. 1,0 mm + Rissversatz bis ca. 0,5 mm); z.B. Aufstandsfugen von Mauerwerk, Materialübergänge
Werden lediglich Bodenflächen in Badezimmern und Nassräumen abgedichtet, ist die Abdichtung mindestens 5 cm über Oberkante Fertigfußboden hochzuführen.
Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, die Abdichtung unter und hinter der Wanne weiter- und durchzuführen und an die Flächenabdichtung des Bodens anzuschließen. Alternativ können Wannenrandabdichtungsbänder an die Flächenabdichtung der Wand angeschlossen werden.
Flüssig zu verarbeitende Fliesenverbundabdichtungen (AIV-F) müssen aus folgenden Werkstoffgruppen bestehen:
o Polymerdispersionen (DM)
o Rissüberbrückende, mineralische Dichtungsschlämmen MDS (CM)
o Reaktionsharze (RM)
o W0-I Wand- und Boden
o W1-I Wand und Boden
o W2-I nur im Wandbereich
o W3-I keine Anwendung
DIN 18534, Teil 3, sieht für Fliesenbundabdichtungen generell Nutzschichten, z.B. aus
o keramischen Fliesen und Platten
o Bodenklinkerplatten
o Naturwerkstein
o Betonwerkstein
o Glas, Porzellan, Steinmosaik
vor. Eine direkte Nutzung der Abdichtung ohne Schutzschicht ist eine Sonderkonstruktion und nicht in dieser Norm geregelt.
Bei W0-I bis W2-I sind bei Fliesenverbundabdichtung AIV-F Flanschbreiten von ≥ 30 mm erforderlich. Die Eindichtung soll mit 2-komp. MDS oder Reaktionsharzen erfolgen.
o Mindesttrockenschichtdicken: Polymerdispersionen: 0,5 mm
o MDS: Rissüberbrückende Dichtungsschlämmen: 2 mm
o RM Reaktionsharze: 1 mm
Hinweis: Die Mindesttrockenschichtdicke darf nicht unterschritten werden. Grundsätzlich sind AIV F immer in mindestens 2 Lagen aufzutragen.
Dichtbandkomponenten gehören generell zum Fliesenverbundabdichtungssystem und müssen im System geprüft werden. Die Überlappungsbreite der Bänder beträgt mind. 50 mm.
Fliesenverbundabdichtungen müssen grundsätzlich in zwei Aufträgen aufgetragen werden. Bei Polymerdispersionen werden diese in unterschiedlichen Farben (Kontrast) ausgeführt.
Die Einhaltung der Schichtdickenanforderung bei flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen (AIV-F) ist durch Verbrauchsmengenkontrollen und/oder Nassschichtdickenmesser sicherzustellen und mind. bei der Wassereinwirkungsklasse W3-I zu dokumentieren.
Die Abdichtungsschicht von AIV –F ist im Bereich von Fugen durch den Einbau von dehnfähigen Dichtbändern auszubilden, so dass die zu erwartenden Bewegungen aufgenommen werden können. Lage und Breite der Fugen ist in einem Fugenplan vom Planer vorzugeben.
Flächen mit nicht häufiger Einwirkung aus Spritzwasser.
Untergründe müssen nicht abgedichtet werden, sofern wasserabweisende Oberflächen verwendet werden.
Flächen mit häufiger Einwirkung aus Spritzwasser oder nicht häufiger Einwirkung aus Brauchwasser, ohne Intensivierung durch anstauendes Wasser.
Bodenflächen sind abzudichten. Wandflächen sind dann abzudichten, wenn feuchteempfindliche Untergründe vorhanden sind oder über nichtfeuchteempfindliche Untergründe Wasser in andere Bereiche gelangen kann.
Flächen mit häufiger Einwirkung aus Spritzwasser und/oder Brauchwasser, vor allem auf dem Boden zeitweise durch anstauendes Wasser intensiviert.
Die Abdichtung ist mind. 20 cm über die höchste Zapfstelle zu führen.
Flächen mit sehr häufiger oder lang anhaltender Einwirkung aus Spritz- und/oder Brauchwasser und/oder Wasser aus intensiven Reinigungsverfahren, durch anstauendes Wasser intensiviert.
Bereiche, wo im Wesentlichen eine chemische Belastung in Form von Laugen und Säuren zu erwarten ist.